Eine durchaus geniale Sache war das Wiener Citybike (bis 31.3.2022 so benannt, dann durch WienMobil Rad abgelöst. Egal ob für Wieninnen und Wiener, Wien-Besucher oder klassische Wien-Touristen - unzählige Räder standen potenziellen Radfahrern in Wien (mehr oder minder) gratis zur Verfügung.
Scheiterte der Erstversuch eines Gratisrades für Wien um die Jahrtausendwende noch kläglich (die Gratisräder mit Münzeinwurf waren binnen weniger Wochen fast gänzlich verschwunden - der Begriff "Gratisrad" wurde zu wörtlich genommen), verzeichnete die Zweitauflage des Citybikes ab 2003 tolle Erfolge. Mittlerweile wurde das Wiener System schon in vielen Großstädten nachgeahmt: Paris, London, Lyon, New York oder Barcelona haben auch schon Citybikes.
Achtung: Ab 1.4.2022 wurde das Citybike Wien dann vom neuen Bikesharing-System "WienMobil Rad" abgelöst - die nachfolgenden Inhalte werden daher nicht mehr aktualisiert!
Informationen über das neue Leihradsystem in Wien finden Sie unter: WienMobil Rad
Nach der misslungenen Ersteinführung des Citybikes setzte man ab dem Jahr 2003 auf moderne Technik: Wer sich ein Citybike ausborgen will, muss sich vorher mit einer österreichischen Bankomat- oder Kreditkarte registrieren. Dies kann man Online, bei den Verleihterminals oder bei Citybike-Tourist-Card-Ausgabestellen tun. Dem Missbrauch wird dadurch Vorschub geleistet - ob der Kartendaten kennt man dann auch den Citybike-Kunden. Seit 2016 kann man sich auch mit dem Smartphone anmelden.
Die Anmeldung kostet einmalig einen Euro, welcher aber als Gutschrift für etwaig spätere Stundenkonsumationen erhalten bleibt. Ist die Anmeldung erledigt, kann man sich auch schon auf den Sattel eines Rades schwingen, welches auf 121 Stationen (mit ca. 1.500 Rädern bestückt) zumeist in größeren Mengen zur Verfügung steht. Wer auf "Nummer-Sicher" gehen will, sieht zuerst im Internet nach (siehe Homepage unten), wo es aktuell auch Räder gibt - denn nicht alle Stationen sind logischerweise immer mit gleich vielen Rädern bestückt...
Mit der registrierten Bankomat- oder Kreditkarte (bzw. Citybike-Tourist-Card) meldet man sich dann beim Terminal an und gibt am Bildschirm die Bikebox-Nummer des gewünschten Citybikes ein. Dann noch das persönliche Passwort eintippen, auf der Bikebox den grünen Knopf zur Freigabe drücken - und schon kann das Rad mit leichtem Ruck entnommen werden.
Die erste Stunde ist beim Citybike (welches eher für kurze Strecken in der Stadt gedacht bzw. konzipiert wurde) gratis. Die 2. (angefangene) Stunde kostet einen Euro, die dritte Stunde dann schon 2 Euro, die vierte Stunde bis zur 120. Stunde dann 4 Euro.
Für längere Radtouren sollte man das Citybike also nicht verwenden - die Nichtrückgabe nach 120 Stunden schlägt sich mit einer Strafe von 600 Euro zu Buche, so das Kontrollteam unversperrte Räder vorfindet, werden 20 Euro fällig.
Bevor Sie eine Tour planen, sollten Sie auch schon wissen, wo Sie das Bike wieder retournieren wollen - das muss nämlich nicht bei der Entlehnungsstation sein. Es kann natürlich passieren, das eine Citybike-Station schon komplett voll ist - dann müssen Sie eine andere Station anfahren.
Bei der Rückgabe der Räder in den Terminal erscheint ein grünes Licht (welches Sie sicherheitshalber abwarten sollten - immerhin stoppt dieses Ihre Zeit und damit auch die eventuelle Abrechnung via Bankomat- oder Kreditkarte).
So Sie nur eine kleine Pause machen und dann wieder weiterradeln wollen: Nach 15 Minuten Pause können Sie wieder eine Stunde gratis radeln!
Pro Karte kann man sich übrigens nur 1 Rad ausborgen - man kann aber auch Partnerkarten beantragen (die Zusendung dauert aber einige Zeit). Im Regelfall wird man als häufiger Nutzer eine Bankomatkarte für sich selbst verwenden oder man lässt sich die eine oder andere Citybike Card ausstellen.
Wer Wien besucht, sollte zuerst einen guten (und kostenlosen) Parkplatz für ein eventuell mitgeführtes Auto suchen. So dieses gut verstaut ist, lässt sich die Hauptstadt Österreichs sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Taxis aber eben auch Citybikes erkunden.
Da ausländische Bankomatkarten an Citybike-Terminal nicht funktionieren, hilft hier nur eine Kreditkarte (VISA oder MasterCard) oder ein Vorsprechen bei einer Ausgabestelle der Citybike-Tourist-Card (siehe Homepage unten).
Die Citybike-Tourist-Card kostet ganze 2,50 Euro pro Tag - sonst sind die Kosten natürlich gleich hoch wie für Benutzer aus Österreich.
Wer die Citybikes intelligent verwendet (die Route via Web ansehen und Citybike-Stationen zur 15-Minuten-Pause nutzen), kann sich hier sehr günstig (und gesund) durch Wien bewegen.
2011 wurden in Wien ca. 2 Mio. Kilometer mit dem Citybikes zurückgelegt, 2012 wurde diese Zahl schon Ende September erreicht, am Jahresende waren dann ca. 2,3 Mio. Kilometer (über 714.000 Fahrten) auf dem virtuellen Tacho - die Nachfrage nach den Citybikes ist demnach stark gestiegen.
Auch 2013 drehten die Citybikes wieder mehr Kilometer - fast 2,6 Mio. Kilometer wurden absolviert, über 790.000 Fahrten registriert, auch 2014 purzelte dieser Rekord (alleine im warmen 1. Quartal 2014 wurden die Nutzungsraten gegenüber dem kalten Winter 2013 mehr als verdoppelt) und es sollten 3,17 Mio. Kilometer bzw. 980.000 Fahrten mit Citybikes absolviert werden.
Auch der warme Sommer 2015 führte wieder zu neuen Rekorden: 2015 erbrachte 3,29 Mio. gestrampelte Kilometer und erstmals über eine Million Einzelfahrten mit den Bikes. 2016 folgte der nächste Rekord - 3,66 Mio. Kilometer wurden gezählt, 2017 waren es (trotz viel neuer Konkurrenz im selben Jahr) immerhin 3,46 Mio...
2018 musste man beim Citybike (ob der deutlich vermehrten Konkurrenzangebote) noch mit etwas weniger Kilometerleistung rechnen, seit 2017 waren in Wien nämlich auch "Donkey Republic" (Dänemark) sowie O-Bike (Singapur) und Ofo (China) als Leihradanbieter (kostenpflichtig) unterwegs.
Per Juli 2018 zogen sich aber O-Bike und Ofo wieder aus Wien zurück, weitere Abgänge sollten folgen (mit unterschiedlichen Begründungen, tatsächlich waren aber die Schäden an den Bikes wohl zu groß und die Umsätze zu klein), das Citybike scheint also erfolgreich die Stellung zu halten.
2018 wurden immerhin schon wieder 3,52 Mio. Kilometer mit Citybikes geradelt - der rasche Konkurrenzausfall half sicher mit, 2018 schon wieder fast in Richtung Rekordjahr zu bringen. 2019 waren es immerhin 2,89 Mio. Kilometer - die vielen E-Leihscooter (2019 war wohl das Jahr der E-Scooter, die überall in der Stadt herumkugelten) waren aber durchaus eine relevante Konkurrenz, die aber in den Folgejahren wieder (größtenteils) wegfallen könnte...
2020 standen (trotz Corona und E-Scooter-Konkurrenz) immerhin 2,27 Mio. Kilometer zu Buche, 2021 waren es nur 1,95 Mio. Kilometer - der noch ziemlich schwache Städtetourismus wirkte sich auch 2021 negativ auf die Citybike-Kilometer aus. Im letzten "Rumpfjahr" des Citybikes wurden es dann bis zum 31.3.2022 nocheinmal 186.000 Kilometer, ehe WienMobil Rad dann übernahm...
In den Randgebieten Wiens besteht in Sachen Citybike-Stationen leider noch immer Nachholbedarf - derzeit ist das Citybike leider fast nur in der "echten" City anzutreffen. Das hat aber natürlich auch mit Logistik zu tun. Diesbezüglich sollte sich 2022 aber auch etwas tun:
Nachdem die Wiener Linien 2020 das Citybike von der Gewista übernommen haben, wurde das System 2021 auch neu überarbeitet und startet Anfang April 2022 neu als "WienMobil Rad".
Das App-basierende neue System soll dann mit rund 1.000 Rädern an den Start gehen, ein Ausbau auf 3.000 Räder bis Herbst 2022 ist geplant. Damit wären doppelt so viele Räder verfügbar als beim Citybike.
Die Wiener Linien haben sich das Unternehmen Nextbike als Partner geholt und möchten ab 2022 auch alle 23 Bezirke mit Leihrädern versorgen. 185 physische und 50 digitale (z.B. bei Konzerten schnell einrichtbar) Stationen soll es geben.
Die Preise sind mit 60 Cent für 30 Minuten sehr fair kalkuliert, wer eine Jahreskarte der Wiener Linien hat, zahlt gar nur 30 Cent. Auch Jahresabos können abgeschlossen werden.
Hört sich einmal durchaus gut an!
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