So toll es auch ist, dass Österreich 2024 wohl endlich wieder zum Stromexporteur wird und auch in Sachen Grünstrom massive Fortschritte (primär durch Photovoltaik) gemacht hat: 2025 werden für die meisten Haushalte die Strompreise ziemlich unangenehm anziehen.
Mit Jänner 2025 fällt nämlich die Stromkostenbremse weg, die Elektrizitätsabgabe feiert ein Comeback und 2025 könnten auch die Erneuerbaren-Abgaben wieder zurückkehren. Fix ist jedenfalls, dass die Stromnetzentgelte 2025 in den meisten Bundesländern und Städten mit Stadtversorgern massiv anziehen.
Der Entwurf bei den Stromnetzentgelten für 2025 sieht u.a. für Niederösterreich einen Anstieg um fette 32,1% vor, auch in Wien (31,5%) oder in der Steiermark (+29%) kommt es zu empfindlichen Erhöhungen der Netzkosten. Vergleichsweise fällt die Erhöhung nur in Tirol (+8,3%) fast niedrig aus - und in Graz gibt es beim Stadtversorger sogar ein Minus von 4,6%. Im Österreich-Schnitt sind es aber satte 23,1% Erhöhung auf die Netzkosten.
Pro Kilowattstunde werden dann in Österreich im Durchschnitt 9,28 Cent nur für die Netzkosten verrechnet - da kommt dann noch der "reine Strompreis", Abgaben und Steuern hinzu...
Besonders teuer sind die Netzkosten pro Kilowattstunde in Kärnten, wo 11,77 Cent verrechnet werden. Dahinter folgen die Steiermark (10,87 Cent) und Niederösterreich (10,01 Cent). "Günstig" ist es hingegen in Vorarlberg und im Netz von Linz (beide 7,06 Cent).
Entkommen kann man den Netzkosten, Steuern und Abgaben nicht wirklich: Auch wenn man den lokalen Stromanbieter verlässt und zu einem Alternativanbieter wechselt, bleiben die "Fixkosten" beim Lokalversorger bestehen und es resultiert nur der Preisvorteil beim Alternativanbieter.
2024 haben sich die Strompreise bei den Haushalten bisher ja recht positiv entwickelt. Nach Rekordpreisen 2022 und 2023 war aber ein Sinken ohnehin absehbar und die meisten Stromkunden (also wir alle) haben sich ob sinkender Preise und der vorhandenen Strompreisbremse sowie dem temporären Wegfall weiterer Kosten nicht um Alternativen gekümmert. Die Wechselraten beim Strom blieben daher bisweilen ziemlich durchschnittlich - wohl auch weil viele Stromkunden bei der Jahresabrechnung sogar eine Gutschrift hatten...
Aus weiter oben erwähnten Gründen wird es aber ab 1.1.2025 zumeist ziemlich teuer - insbesondere, wenn man einen Stromtarif hat, welcher nicht wirklich ausreichend gesenkt wurde (was man angesichts der Strompreisbremse aber bisweilen nicht so stark gemerkt hat).
Bei den Jahresabrechnungen 2025 werden viele Stromkunden die gestiegenen Preise ja noch gar nicht so intensiv merken - denn Stromabrechnungen sind ja bekanntlich nur für Mathematiker/Statistiker oder Stromexperten transparent und die halbwegs günstigen Preise für den Stromverbrauch 2024 verwässern dann die Abrechnung. So wirklich ernst wird es dann wohl erst bei den Nachzahlungen anno 2026...
Wiewohl man den gestiegenen Netzkosten bzw. den wiederkehrenden Gebühren (die aktuell wohl auch politisch verhandelt werden) nicht entkommen kann, macht es aber sehr wohl absolut Sinn, schon jetzt die Stromanbieter bei Durchblicker oder der E-Control (siehe Links ganz unten) zu vergleichen und damit vorzusorgen, dass man die stark steigenden Netzkosten zumindest via Arbeitspreis etwas abfedern kann. Und da sind fast in allen Haushalten Österreichs viele Euros drin...
Achten Sie dabei auch darauf, wie lange diese Angebote gelten bzw. garantiert sind und überlegen Sie sich auch gut, ob es für Sie passend ist, einen Floatertarif zu wählen. Diese Tarife wirken zwar (und sind) in manchen Zeiten zwar günstig - scheint aber keine Sonne, weht kein Wind und sind auch die heimischen Flüsse und Speicher recht leer, kann das auch teuer werden! 2024 war die Wasserführung in Österreich fast sensationell gut, der Wind wehte ebenso fein und die vielen neuen Photovoltaikanlagen sorgten im Sommer sogar oft für Minus-Strompreise, welche bei stündlichen Floatertarifen sogar weitergegeben werden. Aber Achtung: Die Netzgebühren, Steuern und Abgaben sind auch bei Minuspreisen zu bezahlen!
Eine hohe Nachzahlung beim Strom lässt sich natürlich auch durch sparsamen Stromverbrauch reduzieren - das sei hier nur zur Erinnerung (2022 ist schon wieder länger vergessen) erwähnt;-)
Auch wenn die Geldmarie ein großer Fan vom Ausbau der Erneuerbaren ist: Die derart steigenden Netzkosten (ob des Ausbaus) sind natürlich ein Problem!
Nachdem zu erwarten ist, dass diese in den nächsten Jahren ähnlich stark ansteigen werden, gilt es seitens Politik dieses Problem unbedingt auf der Agenda zu haben. Denn steigende Energiekosten sind Inflationstreiber - und die Inflation hat ja bekanntlicherweise die Stimmung im Lande nicht unbedingt verbessert...
Ein sehr guter Vorschlag (den eigentlich auch die SPÖ gutheißen sollte und welcher auch bei den NEOS ankommen müsste) wäre z.B. das temporäre Auslagern der jetzt notwendigen und sicher noch einige Jahre anfallenden Ökostrom-Ausbaukosten in ein eigenes Unternehmen bzw. einen Fonds.
Ähnliches gibt es ja derzeit z.B. schon bei der ASFINAG, welche den übernommenen Schuldenrucksack langsam (via Maut und Vignette) abbaut.
Auch könnte man z.B. Bundesschätze ("grüne Bundesschätze" gibt es ja schon...) oder "Grünstromanleihen mit Bundeshaftung" für Sparer/Anleger ausgeben und damit den Netzausbau gänzlich oder teilweise vorfinanzieren. Getilgt werden diese Schulden dann langfristig mit Rückflüssen aus natürlich weiter bestehenden (aber nicht mehr so hohen) Netzgebühren. Da freuen sich die vorsichtigen Anleger sicher...
Das würde vermeiden, dass die Strompreise ob der steigenden Netzkosten in den nächsten Jahren explodieren und vor allem jenen helfen, die schon jetzt ein Problem mit der Stromrechnung haben.
Apropos "Problem mit der Stromrechnung": Bitte keinesfalls wieder "Gießkannenförderungen" wie seit 2022 gesehen. Vielmehr sollte man für wirklich einkommensschwache Menschen weiterhin soziale Möglichkeiten bieten, Stromabschaltungen zu vermeiden. Sozial kälter sollte es nämlich in Österreich nicht mehr werden.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - November 2024