Erst jüngst erfreute man sich an der Meldung, dass Österreich 2024 erstmals seit 2009 wieder einen Exportüberschuss in der Strombilanz erzielen konnte. 243 Tage war Österreich Stromexporteur (den Rest Stromimporteur) und ein Überschuss von netten 4,7 TWh konnte seitens Netzbetreiber APG vermeldet werden. Soweit, so gut - 2025 sieht das nach etwas mehr als 2 Monaten schon wieder ganz anders aus.
2024 war nämlich ein ziemliches Ausnahmejahr: Ausgezeichnete Wasserführung in heimischen Flüssen erbrachte im Segment der so wichtigen Stromgewinnung aus Wasserkraft Rekorde, der Wind wehte auch etwas über den Erwartungen und hinzu kam noch ein rasches Wachstum im Bereich der Photovoltaik. Diese schickte sich 2024 schon an, die Stromproduktion via Erdgas zu übertreffen.
Während man da und dort noch Jubelmeldungen über die Stromerzeugung bzw. CO2-Reduktion 2024 lesen wird, macht sich 2025 bisweilen Ernüchterung breit: Die Pegelstände der Flüsse sind bisweilen konstant niedrig (was im Winter ja nicht unüblich ist) - auf den Bergen hat sich aber leider auch wieder einmal (und diesen Winter besonders deutlich) sehr wenig Eis und Schnee abgelagert. Gefrorenes, welches im Normalfall dann im Frühling und im Sommer für vollere Flüsse bzw. Wasserspeicher sorgt. Diesbezüglich sieht es heuer sehr schlecht aus - stärkere Regenfälle wären dieser Tage vielerorts schon sehr gefragt...
So weist die Strombilanz Österreichs nach 2 Monaten schon ein Minus von rund 2 TWh auf - ein Minus, welches sich wohl auch im März noch vergrößern wird. Zur niedrigen Stromproduktion durch Wasserkraft kommt auch noch ein bisweilen extrem schwaches Windjahr (normalerweise weht der Wind im Herbst und im Winter besonders kräftig) sowie die Tatsache, dass Photovoltaik im Jänner und im Februar ob wenig Sonne noch eine sehr kleine Rolle spielt.
Daraus resultierte bisweilen ein fast schon ungewöhnlich hoher Gasverbrauch zwecks Stromerzeugung (auch in den Haushalten hat die relativ kalte Witterung für mehr Gasbedarf gesorgt) und die im Herbst noch ziemlich vollen Gaslagerstätten haben sich per Ende Februar 2025 schon auf unter 50% der Speicherkapazitäten entleert. Ab April ist hier aber wieder mit Zuwächsen in den Gaslagern zu rechnen.
Ein kalter Winter in Europa sorgte auch für ein Ansteigen der Gaspreise - und die wohl noch lange anhaltende Relevanz von Gas in der Stromerzeugung führte auch zu deutlich höheren Strompreisen an den Börsen.
2022 bis 2024 waren absolute Boomjahre in der Photovoltaik - sämtliche (politische) Ausbauziele wurden hier weit übertroffen. Die Energiekrise 2022 sorgte für hohe Nachfrage an Modulen und in der Photovoltaik-Branche fanden sich auch rasch einige Glücksritter. Betriebe, die 2024 (oft ob zu hoher Lagerstände, die zu hohen Preise aufgebaut wurden) häufig auch schon wieder ihre Tore schlossen...
Laut APG sind aktuell schon 8.200 MW PV-Leistung installiert - ein Bestand, der an sonnigen Tagen schon oft dazu führt, dass in den Mittags- bzw. frühen Nachmittagsstunden (wenn die Sonnenkraft am stärksten ist) mehr als 50% der heimischen Stromproduktion aus Photovoltaik stammt. 2024 stammten fast schon 10% der Gesamtstromerzeugung Österreichs aus Photovoltaik, 2025 darf man hier schon mit 13 bis 15 Prozent rechnen...
Das Problem dabei: Die vielen neuen Anlagen überlasten da und dort schon jetzt die Netze. Der Netzausbau hinkt seit dem Photovoltaik-Boom immer etwas nach und vielerorts gibt es schon Einspeisebeschränkungen, Limits für Anlagen bzw. werden sogar größere Anlage temporär vom Netz genommen bzw. gar nicht einmal genehmigt. Denn so mancher Stromüberschuss kann von den Netzen gar nicht mehr dorthin transportiert werden, wo er auch gebraucht wird.
Gibt es Tage mit guter Wasserführung, guten Windverhältnissen und auch noch viel Sonne (von April bis September nicht unwahrscheinlich), dreht sich die ehemalige Stromspitze (früher mittags) nun komplett um und es gibt dann auf den kurzfristigen Strommärkten teilweise sogar stundenweise Negativpreise. Dann liegt die Strombedarfsspitze eher in den Morgenstunden sowie in den frühen Abendstunden - wenn die Sonne noch nicht bzw. nicht mehr kräftig scheint...
Dieser noch relativ neue Trend (der an Wochenende ob weniger Stromverbrauch durch Industrie und Handel sich noch verstärkt) führte auch dazu, dass so mancher Stromanbieter (wie z.B. im Vorjahr schon die Energie AG aus Oberösterreich oder aktuell der Verbund) die alten Einspeisetarife für Solarstrom kündigt und auf deutlich geringer honorierte Verträge bzw. auf Floaterverträge umstellt.
Solche Floaterverträge werden zukünftig immer interessanter: So bieten schon mehrere Stromlieferanten Tagesfloatertarife an. Diese sind dann wohl in der kalten Jahreszeit teurer als ein "Normaltarif", scheint allerdings die Sonne bzw. ist viel Grünstrom im Markt, kann man sogar mit Negativpreisen seine Wäsche waschen, den Pool oder das Warmwasser heizen bzw. das Elektroauto aufladen oder den Stromspeicher anfüllen. Auch wenn man dafür sogar einige Cent an Stromkosten gutgeschrieben bekommt - Geschäft wird das nur bedingt: Die Netzkosten (die per 1.1.25 deutlich angestiegen sind) muss man natürlich trotzdem zahlen.
Mit intelligenter Haustechnik und der zeitlichen Optimierung beim Einsatz von Großverbrauchern in Kombination mit einer Photovoltaikanlage und (mittlerweile auch interessant) einem (den individuellen Lastenprofil angepassten) Stromspeicher lässt sich aber trotz geringerer Einspeisetarife nach wie vor viel Geld sparen.
Niedrigere Einspeisetarife und das für heuer (1.5.2025? - noch nicht fix) avisierte Ende des Wegfalls der MWSt. für Photovoltaikanlagen und Komponenten werden den Boom der Photovoltaik wohl etwas einbremsen und für niedrigere Zuwächse (als noch 2022 bis 2024 der Fall waren) sorgen.
Hinzu kommt, dass wohl ein Großteil der privaten Haushalte, die sich für eine Photovoltaikanlage interessiert haben, ohnehin schon ein solche installiert haben lassen.
Und nachdem Frau und Herr Österreicher auch sehr gerne Förderungen (wie die MWSt.-Befreiung eine ist) in Anspruch nehmen, darf man davon ausgehen, dass aktuell (ob der geplanten Streichung dieser Begünstigung) die Telefone bzw. E-Mail-Accounts bei den Installationsbetrieben von Photovoltaikanlagen und Speichern heiß laufen lassen. Wer bisher unschlüssig war, wird jetzt wohl noch ordern...
Die steigenden Netzkosten und die nach wie vor recht günstigen Preise für Module werden aber weitere Zuwächse bei der in Österreich installierten Leistung von Photovoltaik bringen.
Was interessierte Menschen auch noch wissen sollten: Zusätzlich zum (noch aktuellen) Wegfall der Mehrwertsteuer gibt es immer noch jede Menge -unterschiedlich ausgestaltete- Landesförderungen in den Bundesländern. Unbedingt diesbezüglich bei der Auflistung von Photovoltaik-Austria (siehe Linktipp) reinsehen!
2025 wird es also noch einen letzten Boom bei der Photovoltaik geben, dann werden die Zuwachsraten wohl abflauen. Nachdem die Strompreise (schon ob der explodierenden Netzkosten) aber wohl weiter zulegen werden, ist ein laufender Zuwachs auch zukünftig ziemlich fix. Gut so.
Wer noch keine Photovoltaikanlage sein Eigen nennt, sollte jedenfalls dieser Tage in die Gänge kommen. Auch der Kauf einer Speicherbatterie (im passender Größe, nicht überdimensionieren!) wird wohl derzeit schon oft (auch finanziellen) Sinn machen. Das ist dann natürlich sehr individuell zutreffend - lassen Sie sich also gut beraten!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2025