Keine Frage: 2024 war in Sachen Grünstromerzeugung in Österreich durchaus ein Jubeljahr. Tolle Wasserführung in den Flüssen, überdurchschnittlich viel Wind und auch der starke Ausbau bei der Photovoltaik sorgten nach langer Zeit wieder einmal für eine positive Strombilanz: Die Stromproduktion überstieg den heimischen Stromverbrauch deutlich und zwischendurch war man sogar (bis knapp vor der kalten Jahreszeit im Herbst) auf dem Weg zur kompletten (rechnerischen) Abdeckung des Stromverbrauchs durch Erneuerbare.
Wie schnell hier das Pendel in eine andere Richtung ausschlagen kann, zeigen die ersten 3 Monate des neuen Jahres: Sehr schlechte Wasserführung, sehr flaue Winderträge und -jahrzeitbedingt- noch wenig Ertrag in Sachen Photovoltaik machen Österreich zum Stromimporteur und lassen auch die Gaskraftwerke in Österreich auf Hochtouren laufen.
Lt. ISE Fraunhofer (siehe Link unten, Originaldaten ENTSO-E) lag die heimische Stromproduktion im ersten Quartal 2024 bei 15,41 GWh. Der Verbrauch lag hingegen nur bei 14,94 GWh - daraus resultiert fast schon ein (für die kalte Jahreszeit) sensationeller Überschuss. Tolle 83,8% der Erzeugung entfielen im Vorjahresauftaktquartal auf Erneuerbare.
2025 sieht es hingegen (bis 27.3.2025) deutlich trauriger aus: 12,06 TWh Produktion ergibt das die Abfrage bei ISE Fraunhofer, 14,92 TWh beträgt hingegen der Verbrauch. Stark sinkende Produktion gegenüber leicht steigendem Verbrauch resultiert also in einem fetten Minus welches primär mit viel Stromimport kompensiert wurde. Die Erneuerbaren kamen bisweilen nur auf einen Anteil von 67,3% - international ein feiner Wert, für Österreich ein mieser Wert...
Sieht man sich dann die jeweiligen Energieträger zur Stromproduktion an, erkennt man schon sehr rasch, wie stark Österreich von der Wasserkraft abhängig ist: Betrug die Produktion durch Laufwasserkraft im 1. Quartal 2024 noch 7,44 TWh (48,3% der Gesamtproduktion), so liegt diese aktuell gerade einmal bei 3,96 TWh (32,9%).
Die Windkraft war 2024 im ersten Quartal (und auch über das Gesamtjahr gesehen) noch klare Nr.2 in der Stromerzeugung: 3,22 TWh wurden im ersten Quartal 2024 via Windräder produziert. Das entsprach 20,9% der Gesamtproduktion. 2025 sind es bisher bescheidene 2,02 TWh (16,8%) - da wird auch der aktuell feine Windtag die Quartalsbilanz nicht mehr retten...
Wenig Wasser und wenig Wind begünstigen nicht nur hohe Stromimporte sondern lasten auch die österreichischen Gaskraftwerke kräftig aus. Waren es im ersten Quartal noch 2,34 TWh Stromproduktion mit Erdgas (15,2%) halten wir aktuell bis 27.3.2025 schon bei 3,80 TWh und einem Anteil von 31,5% an der heimischen Stromerzeugung. Fast so viel wie via Laufwasserkraft...
Da darf es nicht verwundern, dass die Gaslagerstätten in Österreich diesen Winter (der zum Glück bald Geschichte ist) deutlich rascher leer werden als in den Jahren davor - trotz Wirtschaftsflaute in der Industrie waren daran auch die Haushalte mit einem Mehrbedarf an Gas nicht unschuldig.
Weniger Strom wurde auch via Speicherwasser produziert, bei Photovolaik-Solarstrom gab es hingegen im ersten Quartal schon einen netten Zuwachs.
Im Vorjahr konnte die Stromproduktion via Photovolaik fast sogar die Menge der Stromproduktion via Gas erreichen. Für 2025 hätte man daher (aufgrund des starken Ausbaus) schon fix mit einem Überholen von Gas rechnen können. Nunmehr ist ob des starken Gasverbrauchs im ersten Quartal das Rennen Gas versus Sonne wieder offen. Die starken Sonnenmonate stehen aber erst an und Gas wird dann in der warmen Jahreszeit viel seltener im Strommix zu finden sein.
Zum Ausgleich von Dunkelflauten bzw. Trockendunkelflauten (wenig Wasser, keine Sonne, kein bzw. wenig Wind) bleibt Gas aber weiterhin eine sehr relevante Größe im Stromnetz - insbesondere, da Speichermöglichkeiten von Stromüberschüssen weiterhin eher sehr rar sind.
Bei den Strompreisen wird es auch 2025 immer deutlichere Ausschläge geben: Sind viele Erneuerbare im europäischen Stromnetz, wird es billig (in den frühen Nachmittagsstunden bzw. am Wochenende wird es dann an den Strombörsen oft sogar Negativpreise geben), in den Morgenstunden bzw. den frühen Abendstunden (noch keine Sonne...) wird es dann aber wieder hohe Preise geben.
Ob des starken Anstiegs der Netzkosten muss man 2025 mit höheren Strompreisen rechnen - nur eine feine Wasserführung wie im Vorjahr (da sieht es derzeit auf den Bergen ob wenig Niederschlag im Winter aber sehr traurig aus) könnte die Strompreise in Österreich halbwegs erträglich halten.
Nach einem feinen Jahr 2024 sieht 2025 bezüglich sauberer Stromerzeugung noch ziemlich traurig aus. Möge der Regen (davon aber bitte nicht Zuviel zur gleichen Zeit und am gleichen Ort), der Wind und die Sonne uns hold sein. Und mögen sich die Gaslagerstätten in den nächsten Monaten wieder fein (und nicht zu teuer...) füllen.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - März 2025