Laut E-Control lag der Gasverbrauch in Österreich 2024 bei 74,4 TWh. Das sind um 1,7% weniger als 2023 und deutlich weniger als noch 2022 (85 TWh) oder gar 2021, als man noch 96 TWh verbrauchte.
Die fallenden Werte der letzten Jahre darf man jedoch nicht als "linear auch zukünftig gegeben" betrachten. Schließlich war in Sachen Gas in den letzten Jahren viel los:
Die 2022 noch schwach gefüllten Gaslager (man hatte für 2022 mit günstigeren Einkaufsgelegenheiten gerechnet...) führten nach dem Angriffs Russlands auf die Ukraine zu einer wahren Gaspreisexplosion, welche 2022 und 2023 dann auch bei den Endverbrauchern ankam.
Gas war plötzlich sauteuer und egal ob Industrie oder Haushalt: Wer konnte, schraubte den Gasverbrauch (bzw. die Wohnungstemperatur) deutlich runter bzw. stieg gar auf ein neues Heizsystem um.
Und so seltsam es auch klingt: Der von der Gasverbrennung mit verursachte Klimawandel wirkte sich ob sehr hoher Temperaturen bzw. milder Winter sogar positiv (also senkend) auf den Gasverbrauch in Österreich aus. Im Vorjahr kam neben der milden Witterung auch noch ein Hoch bei den Erneuerbaren (Wind, Wasser, Photovoltaik) hinzu - es musste damit auch deutlich weniger Gas in der Stromerzeugung eingesetzt werden.
Nicht unwesentlich beim geringen Gasverbrauch: Auch die Industrie schwächelt schon einige Zeit - und gerade dort wird Gas sehr häufig in Produktionsprozessen benötigt. Teures Gas verleiht der heimischen Industrie auch keine Flügel...
Auf längere Sicht betrachtet dürfte sich dieser Trend fortsetzen: In der Industrie steigt um wer kann (und die heimische Industrie wird wohl leider auch in den nächsten Jahren wenig bis gar nicht wachsen...), sehr viele Eigenheimbesitzer haben sich in den letzten Jahren statt Gas sehr gut geförderte Photovoltaikanlagen (plus Speicher) inklusive Wärmepumpe geleistet und im Neubau kommen fast nur noch Wärmepumpe oder Fernwärme zum Einsatz.
Bei der Stromerzeugung ist Gas aber weiterhin nicht wegzudenken und wird vielfach in den Stunden mit wenig Ökostrom bzw. wenig billigen Stromimportmöglichkeiten eingesetzt.
Im Bereich Heizen und Warmwasser bei Gebäuden tut sich ab 2025 wohl nicht mehr so viel wie in den letzten 3 Jahren: Der Wegfall der Förderungen in Sachen "Raus aus Gas und Öl" verlangsamt den Umstieg auf moderne Technik gewaltig und so mancher Eigenheimbesitzer wird wohl auf 2026 (angeblich sollen dann wieder Fördermöglichkeiten kommen) warten.
Die Gasrechnungen fallen 2025 wiederum ziemlich fett aus und werden wohl weitere Gasbezieher zum Umdenken anregen: Kostete im Vorjahr die Megawattstunde Gas kurzzeitig schon wieder günstige 20 Euro, so sind derzeit an den Börsen für Österreich schon wieder rund 40 Euro zu bezahlen.
Darüber hinaus war der Winter 2024/2025 ausnahmsweise etwas kälter (wiewohl wiederum warm) als in den meisten letzten Jahren - und hat damit den Gasverbrauch wohl wieder deutlich erhöht. Aktuell ist sogar der Mai 2025 unter dem langjährigen Durchschnitt (und fast überall laufen die Heizungen noch) - fast alle Gas-Jahresabrechnungen werden wohl ziemlich unangenehm ausfallen...
Während in der schwächelnden Industrie der Gasverbrauch wohl eher stagniert bzw. sogar abnimmt, ist beim Heizen von Wohnungen und Büros 2025 (trotz vielfachem Ausstieg der letzten Jahre) wohl sogar Mehrverbrauch angesagt.
Ein solcher ist auch aus dem Bereich der Verstromung von Gas zu erwarten: Weniger Wasser und weniger Wind als im Vorjahr erfordern häufigeren Einsatz von Gaskraftwerken - das wird sich ob der geringen Niederschläge in den Alpen (= weniger Schneeschmelze) wohl auch über den Sommer bzw. bis in den Herbst ziehen. Nur untertags sorgen im Frühling, Sommer und Herbst die vielen neuen Photovoltaikanlagen (plus Speicher) für einen teilweisen Stromüberschuss. In den Morgen- und Abendstunden kommt aber zwecks Stromproduktion sogar an sonnigen Tagen oft Gas zum Einsatz.
Putin/Gazprom: Wiederschaun! Im Dezember 2024 hat die Gazprom die jahrzehntelangen Gaslieferungen an Österreich endlich eingestellt. Russisches Blutgas sollte demnach in Österreich keine Rolle mehr spielen - wiewohl natürlich auch Gas keine Mascherln hat...
96 TWh Gas befanden sich Ende Oktober 2024 in den heimischen Gaslagern, Ende März 2025 waren davon noch 43 TWh übrig. Im Vergleich mit den vorhergehenden Wintersaisonen sogar ein überdurchschnittlicher Verbrauch (Ursachen: Siehe oben) - aber kein Verbrauch, der mangels nachströmenden Russengas irgendwelche Sorgen hervorrief.
Da war es im März 2022 schon kritischer - gerade 12 TWh waren da noch in Österreich eingelagert...
Von Oktober bis März leeren sich die Gaslagerstätten im Normalfall (während Gas natürlich auch weiterfließt - halt oft nicht in die Speicher sondern oft direkt in Firmenlagerstätten), ab April geht es dann wieder rauf mit den Speicherständen: Aktuell sind schon wieder 51 TWh Gas eingelagert - was auch in etwa einem Füllstand von 51% entspricht. Wenn es dann bis Oktober rund 75 bis 80% werden, muss man sich auch über den nächsten Winter keine Sorgen machen - und so sieht es derzeit auch aus.
Nachteilig leider der nach wie vor recht hohe Gaspreis - insbesondere Österreich musste sich ja (primär über die OMV) völlig neue Gaslieferanten suchen und das macht das Gas für uns doch zum kleinen Luxus. In Österreich selbst wurden 2024 gerade einmal rund 6% des Gasverbrauches gefördert und Geosphere Austria prognostizierte eine (bei gleicher Förderung wie 2024) Restlaufzeit der heimische Gasförderung von gerade einmal 11,4 Jahren...
Billigeres (im Vergleich zum teuren LNG aus den USA etc.) Pipelinegas aus Russland wäre demnach oft nicht nur in der Industrie nach wie vor sehr gefragt - bevor sich die dort aktuell herrschende Mafia nicht verabschiedet hat, sollte man die Leitungen gen Osten nicht mehr aufdrehen.
Auch wenn es so mancher Grüne nicht glaubt: Gas werden wir leider noch viel länger benötigen, als die "Restlaufzeit" des Herrn Putin ausmacht...
Nach wie vor gilt: Raus aus Gas wer kann!
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Ad hoc-Meldung - Mai 2025