Die aktuell rasch abgeschlossenen Kollektivverhandlungen von Arbeitnehmervertretern und Arbeitgeberseite führten durchaus zu einer Überraschung: Sehr rasch haben sich die Parteien auf eine KV-Erhöhung von 2% für 2026 und 2,14% für 2027 geeinigt, was die (zumeist höheren) Ist-Löhne in der Metallindustrie um 1,41% (2026) bzw. 1,9% (2027) erhöht. Zudem gibt es noch 2 Einmalzahlungen von 500 Euro im Dezember 2025 und Juli 2026, welche auch in 4 Tage Freizeit umgewandelt werden können.
Eigentlich hätte die für die Verhandungen maßgebliche Inflation ja 2,8% ausgemacht - und da darf es somit gar nicht überraschen, dass so mancher starrköpfige Vertreter mit politischer Linksorientierung hier eine schweere Niederlage der Arbeitnehmervertreter ausmacht.
Hatte doch der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft PRO-GE (Produktionsgewerkschaft) Reinhold Binder anno 2023 noch angriffslustig vereinbart: "Mit de Einmalzahlungen können´s scheißen gehen".
Tatsächlich konnten die Arbeitnehmervertreter bei den Lohnverhandlungen in den letzten Jahren noch sehr solide bis sehr gute Ergebnisse erzielen. Ergebnisse, die nun (in einer längeren Wirtschaftskrise bzw. sogar einer Rezession) vielen Betrieben schwer schaden.
Gerade im Industriebereich (also auch bei den Metallern) ist das heimische Lohnniveau nämlich schon längere Zeit für viele Unternehmen deutlich zu hoch - und wer sich gegen internationale Konkurrenz (die laufend größer wird) durchsetzen muss, sieht sich einem Sorgenberg gegenüber.
Neben Produktionsverschiebungen in Billiglohnländer sind auch steigende Eurokurse, höhere Rohstoffpreise (hohe Importabhängigkeit Österreichs!) oder neue Zollschranken (Trump-Amokläufe) bzw. das Verschlafen von klaren Trends (z.B. PKW-Industrie - Elektroautos) große Probleme für die Metallindustrie.
Die Arbeitnehmerseite hat nun offenbar erkannt, dass man den Arbeitgebern in der aktuellen Lage einmal entgegenkommen muss - denn steigen die ohnehin hohen Löhne (im international Vergleich) in einer Krisenzeit weiter, wird sich so manches Unternehmen für immer verabschieden (aus Österreich oder auch gänzlich) und die Anzahl der Arbeitnehmer in der Branche wird deutlich geringer. "Besser nur eine kleine Lohnerhöhung als zukünftiger Bezug vom AMS" scheint hier verstanden worden zu sein - und ist in Summe auch für unser Budget deutlich angenehmer.
Dass Gewerkschaften bzw. sonstige Arbeitnehmervertreter diese (wirtschaftliche) Betrachtung verstehen, ist ausgesprochen selten und gilt es auch positiv hervorzuheben. Auch wenn es Reinhold Binder dann in der ZIB nicht ganz geschafft hat, das auch klar und deutlich zu erklären.
Die Lohnabschlüsse der Metaller sind somit ein klares Zeichen für die nun folgenden Kollektivverhandlungen anderer Brachen. Es steht aber natürlich nicht geschrieben, dass es allen Branchen schlecht geht und sämtliche Lohnabschlüsse unter der Inflation (= vorhersehbarer Realwertverlust) liegen müssen. Bei den nun startenden Gesprächen zum Handels-Kollektivvertrag wird es wohl schon deutlich länger dauern als bei den Metallern...
Gewerkschafter & Co. sollten sich zukünftig noch viel häufiger nach den wirtschaftlichen Aussichten einer Branche richten. Wenn in einer Branche die wirtschaftlichen Aussichten gut sind, sollen die Angestellten ruhig ein wenig mehr Butter aufs Brot erhalten!
Und in wirtschaftlich härteren Jahren (die nun leider wohl öfter auf uns zukommen werden) ist es durchaus sinnvoll, ein wenig über den Tellerrand hinauszublicken und zukunftsorientiert zu verhandeln.
Apropos Zukunft: Was mir bei den Verhandlungen immer noch stark fehlt ist eine gerechtere Anpassung der Kollektivverträge nach dem Alter. Derzeit sind hier jüngere Menschen klar benachteiligt und ältere Menschen sehr teuer. Würde man die Kollektivverträge abflachen (höhere Anpassung für Jüngere, weniger für Alte), würden daraus gleich 2 Vorteile resultieren:
Jüngere benötigen gerade in der Aufbauphase (Wohnung, Haus, Kinder etc.) mehr Geld und sind auch oft in der Lage, mehr Power und innovative Ideen einzubringen und ältere Arbeitnehmer (die den Aufbau eigentlich schon erledigt haben sollten) sind für die Firmen nicht mehr so teuer wie aktuell und können somit weiterhin neu angestellt bzw. behalten werden und ihre (oft auch sehr wertvollen) Erfahrung einbringen.
Ad hoc-Meldung - September 2025