2024 konnte man sich in Österreich in Sachen Stromproduktion noch über ein Ausnahmejahr freuen: Erstmals seit 2009 konnte man das Jahr wieder mehr Strom ins Ausland verkaufen als man aus dem Ausland importieren musste. An immerhin 243 Tagen gab es einen Lieferüberschuss im Saldo mit den angrenzenden Ländern und der Exportüberschuss betrug laut APG nette 4.747 GWh.
Wer jedoch dachte, das geht nun so weiter, hatte nicht bedacht, dass 2024 außerordentlich hohe Erträge in der Wasserkraft erbrachte und auch die wichige Windkraft lief 2024 ausgezeichnet. Hinzu kam noch ein "Push" durch die vielen neuen Photovoltaikanlagen.
Letztere liefen auch 2025 fein (auch wenn sich die Neuinstallationen 2025 wohl deutlich reduzieren werden), die Wasserführung in den Flüssen sowie die bisherigen Winderträge waren jedoch 2025 ausgesprochen schwach. Das lässt sich auch schon rund 1 Monat vor Jahresende deutlich erkennen:
Vergleicht man die aktuellen Zahlen von ISE Fraunhofer (Daten via ENTSO-E) mit den Vorjahreszahlen, so zeigt sich schon bei der Stromproduktion in Österreich ein deutliches Minus: Wurden hier 2024 (bis Jahresende) noch eine Produktion von 60,83 TWh erfasst, sind es bis 25.11.25 noch bescheidene 47,34 TWh. Das kann in den letzten Tagen des Jahres keinesfalls mehr erreicht werden - November und Dezember sind ob der üblichen Niederwasserführung schwache Produktionsmonate, die Sonne bleibt sowieso meistens aus und der Wind kann das auch nicht mehr kompensieren...
Beim Verbrauch zeichnet sich für 2025 ein Mehrverbrauch ab: Die Temperaturen sind zwar auch 2025 weit über dem langjährigen Mittel gelegen, werden aber 2025 wohl etwas hinter dem Vorjahr bleiben. Daraus resultiert: Mehr Strom für Heizungen (insbesondere die Luft-Wärmepumpen laufen derzeit auf Hochtouren). Auch Elektroautos, Industrie, KI & Co. werden den Stromverbrauch wohl auch die nächsten Jahre ansteigen lassen - raus aus Gas und Öl ist natürlich auch mit höherem Stromverbrauch verbunden. 51,27 TWh wurden bisweilen schon verbraucht, im Vorjahr steht hier bei ISE Fraunhofer 56,36 TWh geschrieben - das wird wohl um die eine oder andere TWh überboten...
Daraus resultiert schon jetzt ein Importüberschuss von rund 4 TWh - und in der (voraussichtlich) kalten Resttagen 2025 wird sich der Stromimport noch deutlich erhöhen...
Sieht man sich die Stromerzeugung via Erneuerbaren an, zeigt sich zwar wiederum ein hoher Anteil - an 2024 kommt man aber heuer nicht heran: 54,05 TWh Erneuerbaren-Stromerzeugung (88,9% der Produktion) wurden 2024 erfasst, 2025 sind es bisweilen (bis 25.11) nur 40,83 TWh (86,2% der Gesamtproduktion). Der Erneuerbaren-Anteil wird in den verbleibenden Tagen des Jahres ziemlich sicher sogar noch sinken.
Bei Vergleichen gilt es ja immer zu beachten, auf welchen Referenzwert man sich dabei bezieht. 2025 mit 2024 zu vergleichen ist bei der Stromproduktion via Wasserkraft fast vermessen - denn 2024 war mit einer prächtigen Wasserführung eigentlich ein Ausnahmejahr. Nachdem 2025 die Wasserführung der heimischen Flüsse stark schwächelt, fällt das Minus heuer besonders stark aus.
So erfasste ISE Fraunhofer 2024 für die Laufwasserkraft eine Produktion von 31,85 TWh (=52,4% der Gesamtproduktion!) - ein Wert, der aktuell bei 22,16 TWh (46,8%) liegt und somit (auch ob der aktuell schwachen Wasserführung) klar hinter dem Vorjahr landen wird. Die Laufwasserkraftwerke sind für die heimische Stromproduktion nach wie vor das Um und Auf - ähnlich den deutschen Touristen in der Nächtigungsstatistik Österreichs...
Aber nicht nur das Wasser ließ 2025 ziemlich aus: Die Stromproduktion durch Windkraftwerke liegt derzeit rund 10-15% hinter dem Sollwert. Das lässt sich auch in der Produktionsstatistik ablesen wo Wind im Vorjahr für 9,37 TWh (15,4% der Produktion) gesorgt hat. Derzeit sind es noch bescheidene 7,77 TWh (16,4%) - da wird sich auch mit starken Winterwinden und trotz einiger neuer Kraftwerke der Vorjahreswert nicht mehr ausgehen...
Gerade im Winter ist Wind aber in Sachen Strompreis sehr wichtig: Weht dieser in Österreich oder in Deutschland nicht und es ist kalt, krachen die Börsenstrompreise (wie aktuell) gleich einmal in die Höhe und die Gaskraftwerke brummen kräftig. Wer da einen Floatertarif hat, wird wohl bei 30 bis 40 Cent (reiner Strompreis, ohne Steuern und Netzgebühren...) wohl leicht nervös...
Weniger Stromproduktion durch Erneuerbare resultiert klarerweise in mehr Stromproduktion via Gas: 6,15 TWh (10,1% der Gesamtproduktion) waren es 2024 in Österreich, gegenwärtig liegt man Ende November schon bei 5,95 TWh (12,6%). Ein Wert, der wohl noch deutlich über 7 TWh ansteigen wird.
2024 dachte man ob der starken Zuwächse bei Strom via Photovoltaik/Solar noch, dass Photovoltaik in Österreich 2025 schon die Stromproduktion via Gas überholen könnte. Dem ist leider nicht so: Nach 5,85 TWh (9,6%) im Vorjahr liegt Solar/Photovoltaik aktuell bei 5,54 TWh (11,7%) und wird bestenfalls noch an den Wert aus 2024 herankommen. Auch wenn die Zahlen dann wohl noch korrigiert werden ist schon deutlich sichtbar, dass der Höhenflug von Photovoltaikanlagen 2025 deutlich gebremst wurde und sich vielleicht auch so mancher Einspeiser (wie die Geldmarie) eine Batterie angeschafft hat. Auch kommt in den Haushalten verstärkt intelligente Regeltechnik für Starkverbraucher zum Einsatz sodass Strom dann verbraucht wird, wenn er gerade vom Dach kommt...
Schlecht sieht es 2025 auch mit Speicherwasser aus: Nach 4,61 TWh (7,6%) im Vorjahr kamen bisher nur 3,31 TWh (7%) aus Speicherkraftwerken. Das liegt wohl einerseits an den geringen Niederschlägen im letzten Winter und vielleicht auch am Ausfall von Speicherkraftwerken in Kaprun (Limberg).
Einen recht konstanten (wiewohl noch eher kleinen) Beitrag zur Stromerzeugung liefert wiederum die Biomasse: Nach 1,93 TWh (3,2%) im Vorjahr liegt man derzeit bei 1,66 TWh (3,5%) und landet wohl knapp unter dem Vorjahr.
Für die Ökostromproduzenten wird 2025 also leider kein gutes Jahr und auch die politischen Aussichten (Stichwort "Netzgebühren für Produzenten" und "Stromhöchstpreise") sind nicht sehr rosig.
2025 wird leider mit einem deutlichen Produktionsminus enden - 2026 wird es aber ob der nun deutlich geringeren Vorjahreswerte (hoffentlich) wieder deutlich aufwärts gehen.
Derzeit sieht es sogar fast nach einem "richtigen" Winter aus - und der wird für die Stromkunden (wie auch Gaskunden) wohl wieder einige fette Nachzahlungen bringen. Kein Fehler, sich ab und an die Konditionen seines Stromanbieters anzusehen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - November 2025