Seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten, hebt die Diskussion um den Bau einer dritten Piste (Start- und Landebahn) beim Flughafen Wien Schwechat immer wieder ab - um dann auch wieder ruhiger zu werden. Nun scheint sich dieses Thema einmal auf unbestimmte Zeit erledigt zu haben - denn die Flughafen Wien AG gab bekannt, dass das Projekt 3. Piste nicht mehr weitergeführt wird.
Begründet wird dies mit mehreren Argumenten: Die Baukosten für eine 3. Piste wären mittlerweile mit rund 2 Mrd. Euro extrem angestiegen. Auch die in Wien stationierten Airlines wären ob (beim Ausbau) zu erwartender höherer Flughafentarife nicht so begeistert und schließlich hat sich in den letzten Jahrzehnten auch einiges bei den Airlines/Flugzeugen getan.
Waren es 2005 noch durchschnittlich 71 Passagiere pro Flug so lag diese Zahl 2024 schon bei 139 Passagieren pro Flugzeug. Das liegt einerseits an der höheren Auslastung der Flugzeuge, andererseits aber auch an mittlerweile deutlich größeren Flugzeugen.
So geht man derzeit davon aus, dass mit den vorhandenen 2 Pisten bis zu 52 Mio. Passagiere pro Jahr möglich sind - im Vorjahr (Rekordjahr) waren es 31,72 Mio. Passagiere. Da scheint also noch Luft nach oben.
In den ersten 10 Monaten 2025 liegt man in Wien-Schwechat mit 27,64 Mio. Passagieren 2,1% über dem Vorjahr und ist damit wieder auf Rekordkurs. Der Anstieg der letzten Jahre (einige Jahre nur durch Covid-19 unterbrochen) könnte aber schon 2026 jäh unterbrochen werden: Immerhin verlässt die Wizz Air aus Ungarn den Flughafen Wien und auch die immer wieder ungustiös agierende Ryanair zieht einige Flieger aus Wien ab.
Während sich der Flughafen Bratislava nun auf einige Billigflieger freut und a la longue vielleicht auch die Flughäfen Graz oder Linz davon profitieren könnten, zeigt sich in Österreich einzig die FPÖ über die Absage des neuen Betonstreifens enttäuscht.
Die Geldmarie wohnt selbst in einer der Einflugschneisen (Wien-Essling) und wäre ob einer weiteren Verteilung der vielen Landungen auch nicht unglücklich gewesen - wenn der Bau einer solchen Piste aber unwirtschaftlich ist, sollte man vom Florianiprinzip aber abrücken!
Apropos Wirtschaftlichkeit: 194 Mio. Gewinn stehen für den Flughafen Wien nach 3 Quartalen 2025 zu Buche. Der Flughafen Wien ist nach dem eher wackeligen Bau des Terminal 3 schon einige Jahre komplett schuldenfrei und konzentriert sich derzeit primär auf den Ausbau der Infrastruktur vor Ort.
Die Absage der Piste 3 (die natürlich nicht für "ewig" abgesagt ist - mittelfristig wird aber jedenfalls nicht gebaut) erfordert nun Wertberichtigungen von 55,9 Mio. Euro für 2025 - was das Nettoergebnis auf rund 210 Mio. Euro drücken würde. Bisher war man von 230 Mio. Euro ausgegangen, ein Geschäftsverlauf über Plan drückt demnach den erwarteten Gewinn nur um rund 20 Mio. Euro. 2024 lag der Jahresgewinn noch bei 216 Mio. Euro.
An der Wiener Börse wurde der "Nichtbau" der 3. Piste sehr positiv aufgenommen und die Aktie stieg am Vormittag gleich um einige Prozentpunkte an. Das zeigt, dass auch die Aktionäre das Risiko einer 3. Piste (die wieder in die Verschuldung führen würde) für zu hoch ansehen und sich lieber an vielleicht in den nächsten Jahren steigenden Dividenden erfreuen wollen.
2025 wird (trotz der hohen Wertberichtigungen) wieder ein gutes Jahr für den Flughafen Wien und kommt kein "Black Swan" dazwischen, werden die Zahlen trotz Abgang einiger Flieger wohl auch 2026 gut aussehen. Dafür sorgen schon die starken Steigerungen der ebenfalls dem Flughafen Wien gehörenden Flughäfen in Malta und Kosice!
Wien wird wohl 2026 eher stagnieren - nachdem der Flughafen Wien 2026 aber die Gebühren etwas senken muss, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch andere Fluglinien nach Wien kommen. Denn der Städtetourismus boomt wohl weiter...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - November 2025