Wie schon die Überschrift verrät, handelt es sich bei der Handelbilanz um eine Gegenüberstellung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs eines Landes (Importe - Exporte) über einen bestimmten Zeitraum (meistens über das abgelaufene Jahr). Weitere Bezeichnungen für die Handelsbilanz: Außenhandelsbilanz, Warenbilanz oder Warenhandelsbilanz. Sie ist eine wesentliche Grundlage für wirtschaftspolitische Reaktionen, welche insbesondere beim in Österreich lange Jahre geläufigen Begriff "Handelsbilanzdefizit" erforderlich sind bzw. waren.
In Österreich wird die Handelsbilanz von der Statistik Austria (Link unten) errechnet. Die 3 Komponenten der Handelsbilanz: 1. Intrastat (Warenverkehr mit EU-Ländern), 2. Extrastat (Warenverkehr mit Drittländern), 3. Korrekturen (Transithandel, Währungsgold und Lohnveredelungen).
Die Handelsbilanz Österreichs war über viele Jahrzehnte tiefrot - es wurde wesentlich mehr importiert denn exportiert. Im engen Kreis des EWR war der fleißige Handelsriese Deutschland ein übermächtiger Partner - weitere nennenswerte Partner gab es wenig.
Erst der EU-Beitritt sowie die Öffnung der Ostgrenzen und das Erschließen der Märkte im fernen Osten brachte einen Umschwung: 2002 gab es erstmals einen kleinen Überschuss (siehe Linktipp unten).
In der Regel übersteigen die Importe allerdings weiterhin deutlich die Exporte - 2021 und 2022 sieht man die hohe Energieabhängigkeit vom Ausland ganz massiv.
Jahr | Einfuhren Mrd. Euro | Ausfuhren Mrd. Euro | Handelsbilanz +/- Mrd. |
---|---|---|---|
2022 | 213,72 | 194,13 | -19,59 !!! |
2021 | 178,45 | 165,59 | -12,86 |
2020 | 144,42 | 142,57 | -1,85 |
2019 | 157,82 | 153,50 | -4,32 |
2018 | 156,06 | 150,07 | -5,99 |
2017 | 147,54 | 141,94 | -5,60 |
2016 | 135,67 | 131,13 | -4,54 |
2015 | 133,53 | 131,54 | -1,99 |
2014 | 129,85 | 128,11 | -1,74 |
2013 | 130,71 | 125,81 | -4,90 |
2012 | 131,98 | 123,54 | -8,44 |
2011 | 131,01 | 121,77 | -9,23 |
2010 | 113,65 | 109,37 | -4,28 |
2005 | 96,50 | 94,71 | -1,79 |
2000 | 74,94 | 69,69 | -5,24 |
Quelle: Statistik Austria, siehe Link unten - leichte Änderung jüngerer Zahlen noch möglich.
Die wesentlichen Importgüter mit "Überschuss" (bedeutend mehr Import als Export) sind Brennstoffe und Energie (Öl, Gas!) - hier gilt es wohl rasch einen Umschwung herbeizuführen und die Importabhängigkeit zu reduzieren. Russland lässt grüßen...
Die wesentlichen Exportgüter Österreichs sind die Produktgruppen "Maschinen und Fahrzeuge", "bearbeitete Waren" sowie "chemische Erzeugnisse", einen Exportüberschuss (mehr Exporte als Importe) gab es 2022 z.B. bei den "Maschinen und Fahrzeuge", in der Produktgruppe "bearbeitete Waren" und bei "Getränke und Tabak" (wo man wohl primär an einen erfolgreichen Energy-Drink denkt...).
Das Gros der Importe und Exporte Österreichs wird innerhalb von Europa (ca. 80%) betrieben, ca. 70% davon sind EU-Länder.
Den (mit Abstand) stärksten Handel gab es auch 2022 wieder mit Deutschland, wichtige Länder sind z.B. auch China, Italien, Schweiz, Tschechien, Polen, die USA, die Niederlande, Ungarn oder Russland (2022 ob der Gaspreise starker Zuwachs bei den Importen Österreichs...).
Die USA fielen hier zuletzt deutlich zurück (2022 aber wieder im Wachstum), China ist weiterhin stark am Wachsen und bei den Importen schon klare Nummer 2. Russland verbesserte sich hier 2022 von Platz 10 auf 6 - 2023 sollte es aber (so die Gaspreise niedriger bleiben) wieder einen Rückfall geben.
Daß Österreich kein klassischer Industriestandort mehr ist, weiß wohl ohnehin jeder, der mit offenen Augen durch die Welt geht - daß wir als Dienstleistungs- und Kapitalverwaltungsland auch nach wie vor sehr viel Energieträger importieren müssen, sollte uns (auch wenn nicht gerade wieder ein neuer Ölpreisrekord aufgestellt wird) weiterhin schwer zu denken geben und zum baldigen Reagieren veranlassen - Energie "versemmelt" nämlich Jahr für Jahr unsere Handelsbilanz - und welche Regime man mit Öl- und Gasimporten da unterstützt, weiß man seit 2022 wieder deutlicher...
So gab es alleine im Segment "Brennstoffe und Energie" 2022 eine Rekordminus (Exporte minus Importe) von 18,74 Milliarden Euro - das entspicht fast dem gesamten Außenhandelsdefizit des Jahres 2022 (19,59 Mrd.).
Geldmarie-Linktipp: