Ab und an sieht sich die Geldmarie ja in diversen Photovoltaik-Foren um. Dort wurde in den letzten 3 Jahren sehr häufig stolz die neue Anlage präsentiert - inklusive Screenshots von tollen Erträgen und Ersparnis. Der Grundton in diesen Foren ist aber seit 2024 etwas umgeschlagen: Mittlerweile sind immer häufiger Beschwerden bzw. Klagen über die da und dort vorhandenen Einspeisetarife für den Überschussstrom zu beobachten.
Kein Wunder - denn der starke Ausbau der Photovoltaik seit 2022 hat die heimischen Netze ziemlich ins Glühen gebracht und der notwendigen Ausbau der Netze ist auch nicht gratis und wirkt sich bei den Netzgebühren mit starken Erhöhungen aus. Eine mögliche Folge: Netzgebühren für das Einspeisen von Strom drohen vielleicht schon nächstes Jahr.
Das Resultat der "glühenden Netze": Für den eingespeisten Strom erhält man immer weniger (da und dort stundenweise gar nichts oder fix 2 Cent...) und der bezogene Strom (wenn gerade keine oder zu wenig Sonne scheint und auch die vielleicht vorhandene Speicherbatterie leer ist) wird teurer. Schon bei den aktuellen Jahresabrechnungen hat man dies deutlich gespürt und auch der Wegfall der Strompreisbremse wird bei so mancher Stromabrechnung negativ bemerkt worden sein...
So wertvoll der viele neue Sonnenstrom im heimischen Netz auch ist (und uns auch viel teure Gasimporte bzw. auch Stromimporte erspart) - der starke Ausbau führte dazu, dass dieser Tage mancherorts die Netze überlastet sind (was auch zu Abschaltungen von Anlagen führen muss) und durch die starke Stromproduktion sich auch die kurzfristigen Strompreise ins Minus begeben.
Ein aktuelles Beispiel: Sonntag, den 15.6.2025, war es in ganz Österreich sonnig und in der Zeit von 12.45h bis 13.00h betrug lag die Stromerzeugung aus Photovoltaik in Österreich bei über 4.500 MW. Die Gesamtlast in genau dieser Zeitspanne lag mit etwas über 4.800 MW nur knapp darüber. Nachdem aber nicht nur Photovoltaikstrom ans Netz angeschlossen ist sondern auch Wasserkraftwerke, Biomasse, Windkraft Müllverbrennung etc. ständig Strom einspeisen liefen die Pumpspeicherkraftwerke im Lande auf Hochtouren und es wurde auch Strom in die Nachbarländer exportiert.
Dass der in dieser Zeit produzierte Strom nicht sehr gefragt ist, zeigt sich dann an den Börsenpreisen: So waren diese am Sonntag (wie derzeit von April bis September an Wochenenden mit Sonnenschein wohl schon fast üblich) zwischen 12 und 16h negativ.
Nachdem keiner die Energiekrise 2022 vorhersagen konnte und der Bau von Pumpspeicherkraftwerken sowie auch von höherrangigeren Stromleitungen auch ob unterschiedlichen Interessenslagen (Bürgerinitiativen, NGO`s etc.) immer schwieriger wird, gilt es nun seitens Politik wohl rasch das eine oder andere Kraftwerk rascher "durchzudrücken" - denn das durch die Erneuerbaren volatiler gewordene Stromnetz braucht dringend Möglichkeiten, Überschüsse rasch einzuspeichern. Da sind Pumpspeicherkraftwerke mit guter Leitungsanbindung wohl auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht wegzudenken.
Als Privatperson kann man natürlich mit einem Batteriespeicher zur Photovoltaikanlage ein klein wenig bei der Netzentlastung mithelfen. In den letzten beiden Jahren war hier bei den Verkäufern von Photovoltaik- und Speicherlösungen ohnehin "Goldgräberstimmung" (die gerade ziemlich zusammenbricht) und man knallte vielen Menschen auch überdimensionierte Anlagen aufs Dach bzw. einen zu großen Stromspeicher ins Haus...
Eine Speicherbatterie kann aber sehr wohl schon jetzt (auch kaufmännisch betrachtet) Sinn ergeben: Unter Batteriespeicher für Photovoltaik - Berechnung finden Sie Infos und auch ein Berechnungsbeispiel. Nachdem die Einspeisetarife stark fallen und die Strompreise aber ob der Netzgebühren und Steuern teurer werden, wird diese Rechnung wohl auch in den nächsten Jahren immer attraktiver...
Wichtig ist es auch, den großen Stromanbietern (zumindest den Landesversorgern) das Anbieten von Stundentarifen ("Flex-Tarifen") vorzuschreiben. Das würde dazu führen, dass viele Stromkunden mit höherem Verbrauch zu den Stunden mit Billigstrom dann auch Strom verbrauchen und damit auch das Netz damit etwas entlasten. So kann man dann sogar zu Negativpreisen das E-Car laden, Warmwasser aufbereiten etc. - negativ ist dann aber nur der "reine Strompreis", Steuern und Abgaben sind natürlich weiter zu zahlen...
Bei den heuer interessanterweise wieder boomenden E-Autos sollte auch mehr darauf geachtet werden, dass diese zukünftig ALLE bidirektionales Laden möglich machen: In Zeiten von Stromüberschüssen (=Billigstrom) kann man die Batterie dann günstig aufladen, in Zeiten von Strommangel (= Strom teurer und oft auch mit Gas produziert) kann man dann mit der Autobatterie den Haushalt versorgen...
Im bisherigen Jahresverlauf ist Laufwasser in Österreich -wie üblich- der wichtigste Stromproduzent. Im Vorjahr kam Laufwasser laut ISE Fraunhofer im Gesamtjahr auf 52,4% der Stromproduktion (2024 war ein gutes Laufwasserjahr), heuer liegen wir mit aktuell 43,3% noch deutlich dahinter. Der Vorjahreswert scheint leider nicht mehr erreichbar. Der Ausbau der für Österreich so wichtigen Wasserkraft ist aber weiterhin sehr zu empfehlen - auch die Optimierung mancher Kraftwerke birgt wohl noch Potenzial.
Erdgas wurde diesen Winter deutlich mehr verbraucht als noch im Jahr davor. 2024 lag der Anteil der Stromproduktion aus Erdgas gerade einmal bei 10,1%, 2025 sind es bisweilen 18%. Aktuell sorgen aber Sonne, Wasser und hin und wieder auch Wind (bzw. natürlich auch Stromimporte) dafür, dass Erdgas fast gar nicht eingesetzt wird. Das wird sich aber spätestens im Herbst wieder ändern. Erdgas ist nach wie vor die Energieform, welche den Strompreis teurer macht.
Die Windkraft musste im 1. Halbjahr 2025 noch kleine Brötchen backen. Die Zuwächse bei Neuanlagen sind derzeit leider sehr gering - da und dort liest man immer wieder von Ablehnung in der lokalen Bevölkerung. Da baut so manches Unternehmen lieber neue Anlagen im Ausland. 15,4% steuerte die Windkraft 2024 lt. ISE Fraunhofer zur heimischen Stromproduktion bei, aktuell sind es 16% (aber von deutlich weniger Produktion als noch im Vorjahr). Auch hier wäre die Politik gefragt, Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen - Windkraft ist nämlich insbesondere im Winter (wenn die Sonne ziemlich auslässt, auch Wasser weniger wird und der Stromverbrauch ansteigt) wichtig!
War 2024 noch ein Jubeljahr für die Erneuerbaren, verläuft 2025 bisweilen eher bescheiden bis schwach. Es bleibt zu befürchten, dass seitens der neuen Regierung hier ein Boost für längere Jahre ausbleibt - die Fördermittel sind ja schon (teilweise aber auch richtigerweise) stark gekürzt worden. Vereinfachungen in der Bürokratie (Speicher-KW oder Windkraft) würden aber schon helfen - und eine Bundesförderung für neue Stromspeichersysteme im Haushaltsbereich wäre auch finanzierbar.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Juni 2025