Besitzt man eine Photovoltaikanlage (auch "Fotovoltaik" wäre korrekt), so wird einem sehr oft die Frage gestellt: "Zahlt sich eine Photovoltaikanlage überhaupt aus?". Die Geldmarie beantwortet die Frage so: Ja, mittlerweile ist fast allen Fällen! Denn hier eine Pauschalantwort zu geben, wäre natürlich Unfug - ein paar Überlegungen und Berechnungen sollte man schon anstellen...
Nein, keineswegs ist die Anschaffung einer Fotovoltaikanlage eine "gmahte Wiesn"! Es gibt nämlich doch einige Parameter zu beachten, welche den (finanziellen) Erfolg einer solchen Anlage beeinflussen.
Das fängt in Österreich schon damit an, in welchem Bundesland man sich befindet: Im Westen bzw. den Alpen und höheren Lagen hat man z.B. rund 30% mehr Sonneneinstrahlung als im Osten, wo im Winter sich sehr gerne der grausliche Hochnebel über's Land legt. Dafür legt sich im Westen bzw. in höher gelegenen Regionen schon einmal gerne der Schnee auf die Module (rutscht bei Plusgraden dann aber rasch ab), was deren Erträge wiederum etwas schmälert. Aber im Winter ist in Sachen Solarstrom (ob der geringen Sonnenstrahlung) leider ohnehin nicht wirklich viel los...
Wie dem auch sei: Wir rechnen hier sicherheitshalber mit eher vorsichtigen Werten (also die selber gemessenen Werte aus dem Osten Österreichs) - mit unrealistischen Zahlen wird ohnehin viel zu oft "hausiert".
Den Wohnsitz wird man ob einer Photovoltaikanlage nämlich ohnehin nicht ändern - womit wir auch schon bei der idealen Lage der Anlage wären: Gegen Süden ausgerichtet und idealerweise den ganzen Tag ohne Verschattung (z.B. Bäume, Nachbarhäuser, Hügeln etc.) bringt den besten Ertrag - idealerweise hat man eine gegen Süden ausgerichtete Dachfläche, auf welche viele Panele passen. Aber auch wenn dem nicht so ist, zahlt sich oft trotzdem eine Kalkulation aus - hier ist dann der seriöse Fachmann bezüglich Berechnung gefragt.
Die meisten Fotovoltaikanlagen für normale Eigenheime (Einfamilienhäuser) bringen ungefähr eine Nennleistung von 4 bis 6 kWp - das entspricht dann einer "Stromernte" von 4.000 bis 6.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Im Westen Österreichs reichen hier dann natürlich weniger Photovolatikpanele, im Osten muss man ein wenig mehr auf's Dach legen...
Nehmen wir also an, Ihr Dach bietet eine Südlage und wenig bis gar keine Verschattung - dann stehen die Chancen für eine ertragreiche Photovoltaikanlage schon sehr gut.
Und nehmen wir auch an, Sie möchten im Jahr rund 5.250 kWh erzeugen - sich also eine 5,25-kWp-Anlage zulegen:
Der frühe Vogel fängt nicht immer den Wurm: Die Geldmarie hat sich anno 2011 eine 4,5-kWp-Photovoltaikanlage auf's Dach montieren lassen, deren Rentabilität noch länger auf sich warten lässt bzw. bei der noch nicht einmal sicher ist, ob sich die Anlage überhaupt rentiert. Die Anlagen waren damals noch deutlich teurer als heute - und trotz (damals noch) hoher Förderung waren dafür 12.260 Euro (nach Abzug der Förderung) hinzulegen. Das wird nun Jahr für Jahr abgearbeitet und in vielen Jahren sollte dann wohl doch noch ein Plus resultieren: Nachlesen können Sie dies im Detail unter: Ertragsrechnung Photovoltaikanlage
Nunmehr sind die Preise für Fotovoltaikmodule aber schon ziemlich in den Keller gekracht (China war hier nicht unschuldig) und man konnte (so die eingangs erwähnten Parameter passen) eine 5 kWp-Anlage schon um ca. 9.500 Euro erwerben - Montage inklusive (soweit keine "Extrawürschtl" notwendig sind).
Ob der massiven Verwerfungen am Strommarkt (extrem hohe Nachfrage nach neuen Anlagen, Lieferprobleme bei Komponenten, China-Corona-Maßnahmen und zu wenig Personal bei Installateuren/Elektrikern) haben sich die Preise 2022 aber deutlich erhöht - mittlerweile muss man mit rund 12.000 Euro für eine 5-kWp-Anlage rechnen.
Von den Anschaffungskosten kann man noch Bundes- oder Landesförderungen abziehen, welche aber in den letzten Jahren schon recht bescheiden ausfallen. Ziehen wir hier einfach einmal die 1.250 Euro Förderpauschale ab (die es auch aktuell gibt - 250 Euro pro kWp) und kommen somit auf 10.750 Euro Anschaffungskosten.
Und die gilt es nun einmal zu verdienen bzw. aufzuholen - und damit fängt das Rechnen erst so richtig an:
Die Milchmädchenrechnung "Jahresverbrauch Haushalt 5.000 kWh, Photovoltaikanlage 5.000 kWh, Saldo Null" geht sich natürlich nicht aus - außer vielleicht, Sie haben einen (leider zu Normalzeiten noch nicht rentablen) Stromspeicher. Denn der Eigenverbrauch bei selbst erzeugtem Photovoltaikstrom liegt in der Regel zwischen 25 und 35 Prozent - und das auch nur, wenn man die starken Verbraucher (z.B. Warmwasser, Geschirrspüler, Kochen, Waschmaschine etc.) dann verwendet, wenn auch vom Dach Strom kommt, also untertags. Je mehr Personen sich untertags im Haus aufhalten, desto rentabler wird auch die Photovoltaikanlage...
Rechnen wir hier also einmal mit rund 30% Eigenverbrauch, die restlichen 70% fließen ins Netz, werden also "eingespeist".
Hier gilt es nunmehr einen passenden Stromanbieter zu finden, der einerseits einen günstigen Stromtarif hat (denn Strom vom Netz werden Sie weiterhin viel benötigen) und andererseits einen feinen Einspeistarif anbietet. Das entsprechende Stromunternehmen können Sie natürlich frei wählen, im Normalfall werden Stromlieferant und Stromabnehmer hier das gleiche Unternehmen sein - denn besonders gute Einspeistarife gibt es normalerweise nur für Kunden, die auch Strom beziehen. Sich hier genau umzusehen und zu vergleichen, macht großen Sinn - denn immerhin wollen Sie ja jetzt einmal die Kosten für die Photovoltaikanlage wieder hereinbringen und das geht mit guten Tarifen natürlich schneller...
So Sie für den Überschussstrom keinen guten Tarif finden, bleibt immerhin noch die Möglichkeit, den Strom der OeMAG (=Abwicklungsstelle für Ökostrom) zum jeweils aktuellen Marktpreis zu verkaufen (abzüglich aliquote Aufwendungen für Ausgleichsenergiekosten) - das ist manchmal sogar eine sehr attraktive Möglichkeit!
Nehmen wir einmal an, Sie zahlen 43,49 Cent* pro kWh Strom (inklusive aller Gebühren und Steuern) und erhalten 28,62 Cent* pro eingespeister Kilowattstunde.
*Stand 01/2023, Wien Energie, nächste Berechung Anfang 2024!
Von den produzierten 5.000 Kilowatt werden 1.500 (30%) selbst verbraucht, 3.500 davon speisen Sie ins Netz ein.
Daraus folgt: 1.500 Kilowatt Eigenverbrauch mal 43,49 Cent (die Sie ob Eigenproduktion nicht zahlen müssen) sind einmal 652 Euro jährlicher Ertrag durch den Eigenverbrauch. Dazu kommen noch 3.500 eingespeiste Kilowatt mal 28,62 Cent, was dann immerhin 1.002 Euro pro Jahr für den eingespeisten Strom ergibt. In Summe sind dies nun 1.654 Euro Ertrag pro Jahr.
10.750 Euro haben Sie für die Anlage gezahlt (Förderung schon abgezogen) - und wenn Sie diese durch 1.654 Euro jährlichen Ertrag dividieren, ergibt sich eine Zeitspanne von ca. 6,5 Jahren, ab der dann die Fotovoltaikanlage ins "Plus" läuft.
Klingt ja sensationell - wäre da nicht der böse Wechselrichter, welchen Sie im Laufe des Lebenszyklus einer Fotovoltaikanlage mit ziemlicher Sicherheit zumindest 1x tauschen müssen! Das kann dann schon zwischen 1.000 und 2.000 Euro kosten, rechnen Sie also sicherheitshalber gleich noch rund 2 Jahre dazu, bis auch diese Kosten gedeckt sind.
Damit wären wir nun schon bei rund 8,5 Jahren, die es dauert, bis man sein Investment wieder sieht - ab dann läuft die Anlage dann aber klar ins Plus. Bei einer angenommenen Lebensdauer der Fotovoltaikmodule von rund 25 Jahren (aktuell redet man schon von 30 Jahren oder gar mehr), zahlt sich das Warten also schon aus...
Und wenn der Strom noch teurer wird als die 43 Cent, welche wir aktuell zur Berechnung herangezogen haben und wenn früher oder später vielleicht sogar ein Elektroauto in der Garage steht, welches bei Sonne aufgeladen wird und den Eigenverbrauch deutlich erhöht, ist der "Break-Even" schon deutlich früher erreicht als in 8-10 Jahren...
Achtung: Es ist aber durchaus möglich (ja sogar zu erwarten), dass sich die Strompreise früher oder später wieder etwas beruhigen - damit dauert es dann natürlich
länger als derzeit (Stand Anfang 2023 - Strompreise wohl ziemlich auf dem Höhepunkt angelangt), bis sich die Photovoltaikanlage rentiert!
Gut möglich, dass die Strompreise weiterhin hoch bleiben - so aber der Ukraine-Konflikt zumindest militärisch beendet ist, sollte wieder etwas Beruhigung auf den
europäischen Energiemärkten eintreten. Darauf sollte man sich aber auch nicht verlassen...
Fazit: Lassen Sie sich keine niedrigen einstellige Amortisationszeiten einreden ("in 4 Jahren habens das wieder drin") - ein Investment in eine Fotovoltaikanlage ist zuerst einmal ein Investment in saubere Energieherstellung und erst auf längere Sicht ein finanzieller Gewinn. Wie hoch dieser ausfällt, ist durchaus sehr individuell (Eigenverbrauch, Anschaffungskosten, Region etc.) zu betrachten - im Normalfall ist eine Fotovoltaikanlage aber sehr wohl eine "sehr gescheite Gschicht".
2021, 2022 und 2023 sind die Preise für Strom jedenfalls ziemlich explodiert - es kann natürlich auch sein (auch wenn die Geldmarie nicht daran glaubt), dass sich diese früher oder später wieder deutlich nach unten bewegen. Das kann natürlich diese Kalkulation (mit hohen Preisen angestellt) noch negativ beeinflussen - ich würde aber eher mit weiterhin ziemlich hohen Strom- und Energiepreisen rechnen - so billig wie vor 2021 wird es wohl a la longue nicht mehr...
Gerade aktuell (2023) sind Photovoltaikanlagen so sinnvoll (und ertragreich) wie noch nie - gut möglich, dass ob der zu erwartenden hohen Nachfrage hier sich die Preise für neue Anlagen wieder nach oben bewegen: 2021 gab es (erstmals nach vielen Jahren) schon einen leichten Preisanstieg zu beobachten, 2022 setzt sich dieser (ca. +20%) fort.
Auch Lieferengpässe bei Panelen oder Wechselrichtern sowie lange Wartezeiten bei Installationsbetrieben waren 2022 überall zu vernehmen - auch 2023 sieht es derzeit (Anfang 2023) nach längeren Wartezeiten auf Photovoltaikanlagen aus.
Aktuelle Preise für Fotovoltaikanlagen finden Sie hier: Preise Photovoltaik Österreich
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