Vorab: Die Wahrscheinlichkeit eines sensantionellen Dachbodenfundes via Briefmarkenfundus des verstorbenen Großvaters ist leider nahezu gleich Null. Extrem teure Briefmarken werden nämlich nicht in Briefmarkenvereinen oder gar auf Ebay angeboten sondern wechseln den Besitzer auf exklusiven Briefmarkenauktionen. Sollte der Großvater solche Auktionen häufig besucht haben und sich danach eine neue Alarmanlage plus Safe zugelegt haben, sollte man allerdings schon genauer nachsehen, was die Briefmarkensammlung denn so an Werten beinhaltet.
Die Blütezeit der Philatelie scheint zwar in Sachen Massenverbreitung schon lange vorbei - sehr wohl erzielen exklusive Stücke von seltenen (und zumeist auch schon sehr alten) Marken noch immer sensationelle Preise und weisen teilweise auch noch Wertsteigerungen auf. Wenn auch viele teure Briefmarken nicht im Lichte der Öffentlichkeit den Besitzer wechseln und so mancher Verkaufserlös somit im Verborgenen bleibt. Die Angaben über die teuersten Briefmarken der Welt sind damit etwas relativiert zu betrachten.
Nr. 1 bei den Briefmarken ist aktuell die British Guiana 1 Cent magenta - von diesem (eigentlich ziemlich hässlichen) Prachtstück ist nur eine erhaltene Marke bekannt. 1980 wurde diese um immerhin 935.000 US-Dollar versteigert. Rund um die Briefmarken ranken sich jedoch auch Gerüchte bezüglich Echtheit (die 2014 wieder bestätigt wurde), darüber hinaus tauchte auch schon einmal eine zweite Marke auf, über deren Echtheit Unklarheit herrscht. Egal: Im Juni 2014 wurde die British Guiana 1 Cent magenta wieder verkauft (aus dem Nachlass von John du Pont), 9,5 Millionen Dollar machten die Marke (die man auch als Ganzsachenausschnitt bezeichnen könnte) wieder zur wertvollsten Briefmarke der Welt.
Die zuvor wertvollste Briefmarke der Welt war der schwedische Fehldruck (Farbe gelb statt grün) der Tre Skilling Banco aus dem Jahr 1855. Bisweilen ist davon nur ein erhaltenes Exemplar bekannt. Diese Marke (welche sich sogar einige Zeit in den Händen eines Wiener Briefmarkenhändlers befand) wurde 1996 um 2,5 Mio. Schweizer Franken (ca. 1,6 Mio. Euro) von einem schwedischen Händler (im Kundenauftrag) gekauft. 2010 wurde die Marke via Genf wieder versteigert - Kaufpreis und Käufer blieben allerdings geheim. Man geht aber davon aus, dass der Kaufpreis deutlich höher als die 1996 bezahlten 1,6 Mio. Euro war.
Nicht wirklich die teuersten aber wohl die mit Abstand bekanntesten Briefmarken sind die Rote und Blaue Mauritius. Von der Blauen Mauritius sind noch 8 gebrauchte und 4 ungebrauchte Marken bekannt - die Rote Mauritius gibt es noch 12x gebraucht und 2x ungebraucht. Ursprünglich hergestellt wurden in erster Auflage 500 Stück. Die Rote Mauritius hat eine Nominale von 1 Penny aufgedruckt, die Blaue Mauritius den Gegenwert von 2 Pence.
Mit einer roten und einer blauen Mauritius-Marke frankiert wurde übrigens das philatelistische Lieblingsstück - der sogenannte Bordeaux-Brief. Dieser wurde 1993 um ca. 4 Mio. Euro versteigert - ein ganz besonders wertvolles Poststück...
Postfrisch würde die Blaue oder Rote Mauritius wohl deutlich über 1 Mio. Euro erlösen, gestempelt wohl in etwa die Hälfte. Es wurden aber wohl auch schon deutlich höhere Preise erzielt.
Bei Sammlern sehr begehrt (wenn auch nicht extrem wertvoll) ist übrigens auch die erste Briefmarke der Welt: One Penny Black (oder Penny Black) wurde am 1.5.1840 via Großbritannien ausgegeben.
Weiters z.B. auch noch sehr hoch im Kurs: 2 Cents blau Hawaii 1851, Bermuda 1 Penny 1848, 5 Cents Lebanon 1861 oder das Uganda Kauri-Markenset aus 1895.
Diese Prädikat dürfte dem Baden-Fehldruck 9 Kreuzer mit einem ungefähren Wert von 1,5 Mio. Euro (oder auch mehr) zustehen. Eigentlich sollte diese Marke ja den Aufdruck "6 Kreuzer" haben - offensichtlich wurde eine falsche Druckplatte gewählt.
Nur noch 3 gestempelte Exemplare des Baden-Fehldrucks sind heute bekannt - die Marken sind somit eine absolute Rarität und zählen zu den weltweit teurersten Briefmarken.
Als wertvollste Briefmarke Österreichs gilt die 1856 erschienene Zeitungsmarke "Roter Merkur", welche auch unter dem Namen Zinnoberroter Merkur bekannt ist. Die eigentlich zinnoberrote Briefmarke (nicht aufgedruckter Gegenwert: 6 Kreuzer) aus dem Jahr 1856 gehört zu den seltensten Briefmarken Europas.
Die Preise für einen Roten Merkur dürften zwischen 20.000 und 50.000 Euro liegen - hier ist natürlich der Zustand der Marken sehr relevant. Mit Sicherheit wurden aber auch schon höhere Liebhaberpreise gezahlt. 2013 erbrachte ein "Zinnoberroter Merkur" (ANK Nr. 6) bei einer Versteigerung 31.720 Euro.
Neben der Roten Merkur erlösen auch noch der Gelbe Merkur (1.500 bis 10.000 Euro, Gegenwert 6 Kreuzer, 1851) oder der Rosa Merkur (5.000 bis 15.000 Euro, Gegenwert 30 Kreuzer, 1851) sensationelle Preise. Der Blaue Merkur (0,6 Kreuzer, 1851) ist hingegen schon um ein paar Euro zu kriegen.
Auch Marken aus dem ersten Freimarkenset (1850) sind sehr gefragt - für den kompletten Satz in ungestempelter Erhaltung müssen Sie schon ein paar tausend Euro hinblättern.
Sehr gefragt auch die 2 Kreuzer dunkelorange aus 1858/1959 - auch hier könnte der komplette Satz der 1858 und 1859 aufgelegten Briefmarken (mit Zähnung) ein paar tausend Euro einbringen. Gestempelt sind diese Marken deutlich günstiger - aber auch hier könnten positive Überraschungen resultieren.
Die Zeitungsmarke 1 Kreuzer dunkelviolett aus 1861 zählt gleichfalls zu den Briefmarken aus Österreich, die oft über 1.000 Euro gehandelt werden.
Prinzipiell sind gerade Briefmarken aus dem Kaiserreich Franz Joseph I sehr gefragt und erzielen die besten Preise. Hier ist aber Fachwissen gefragt - zumindest sollten Sie sich (als Laie) einmal unbedingt in die Materie einlesen. Ein Austria-Netto-Katalog (ANK) wäre hier sicher eine preiswerte Erstinvestition - beachten Sie hier aber unbedingt, dass die Preise in diesem Katalog äußerst optimistisch kalkuliert sind und fast nie tatsächlich zu erzielen sind.
Ältere Briefmarken wurden früher oft auch mittels Falz (Briefmarkenfalz, Klebefalz) auf einer Unterlage befestigt. Mit der Erfindung der Klemmtaschen nach dem 2. Weltkrieg wurde Falz überflüssig. Alte Briefmarken ohne Falzspuren erlösen deutlich höhere Preise als Marken mit. Auch die Art und der Ort des Stempels bei Briefmarken (wie auch deren Zustand) trägt massiv zur Preisfindung bei.
Als Einzelmarke sticht in der 1. Republik noch die ANK-Nr. 588 hervor: Die 10-Schilling-Marke aus 1936 ist Engelbert Dollfuß gewidmet (der 1934 ermordet wurde). Je nach Farbe und Zustand werden für diese Marke schon einmal 300 bis 600 Euro gezahlt. Teuer auch der WIPA-Block aus 1933 (ANK 556A), der auch ab und an um die 1.000 Euro gehandelt wurde, es zuletzt aber auch schon deutlich billiger geben musste.
Marken der 2. Republik in Schillingwährung sind als Wertobjekte weniger gefragt (ausgenommen die diversen Renner-Blöcke) - zu hoch war deren Auflage und zu viele Menschen haben diese Jahrgänge komplett gesammelt. Im Normalfall erlöst man bei jüngeren Stücken nicht einmal den Nominalwert - kein Wunder, seit 1.7.2002 sind nur noch Euro-Briefmarken für den Brief- und Postverkehr zugelassen und Schilling-Briefmarken sind somit eigentlich wertlos (ausgenommen ein meist geringer Sammlerwert).
Ungestempelte Euro-Briefmarken werden (da noch frankaturgültig) schon deutlich höher gehandelt als jüngere Schilling-Briefmarken - und bergen ob der recht gering gewordenen Auflagen vielleicht ja einmal wieder durchaus interessante Chancen in sich. Ob es aber jemals zu einem Comeback der Briefmarken kommen wird, ist derzeit sehr schwer zu beurteilen. Soweit Zeit und Liebe zum Sammeln vorhanden: Sicherheitshalber nichts wegwerfen - die Euro-Ära könnte ja vielleicht einmal durchaus gefragt sein - und wenn sich dann vielleicht auch erst die Urenkelkinder über Sachwerte freuen können...
Im Normalfall sind postfrische (ungebrauchte) Marken höher taxiert als gestempelte Stücke - bei einigen (seltenen) Ausgaben sind aber auch gestempelte Stücke sehr beliebt und bringen gute Ergebnisse - zu z.B. die ANK-Nummern 175-177 - hier wurden nur wenige Marken tatsächlich auch verschickt.
Eine komplette Auflistung der in Mode gekommenen Briefmarkenblocks (wirklich sehr schöne Blöcke gibt es hier!) ist hier zu finden: Briefmarkenblöcke aus Österreich
Die hohe Altersstruktur bei den Briefmarkensammlern bringt gegenwärtig bei der Massenware einen typischen Verkäufermarkt mit sich. Briefmarken aus der späteren Schillingära (1960 bis 2001) werden (bis auf wenige Ausnahmen, siehe weiter oben) fast verschenkt. Zuletzt haben wir auch bei den Briefmarken vor dem 2. Weltkrieg (bisher recht stabil) deutlich sinkende Preise festgestellt, noch ältere Sätze sind teilweise um die Hälfte der Preise gefallen.
Nur die Preise der teuersten Marken bleiben relativ stabil, tendieren aber auch eher nach unten. Bei unseren laufenden Beobachtungen ordneten sich neue Preise von häufig gehandelten Briefmarken eher im billigeren Drittel ein, daher erstellen wir seit 2020 auch eine neue Liste mit Auktionsergebnissen von österreichischen Briefmarken. Die Auktionsergebnisse von 2010 bis 2019 sind hier zu finden: Preise Briefmarken aus Österreich, 2010-2019. So Sie also Ihre Marke in der untenstehenden Auflistung nicht finden, könnten Sie da eher fündig werden.
Ob der Marktenge (kaum noch Briefmarken auf den Briefen, viel weniger Sammler) könnten Eurowerte dereinst einmal nach oben ziehen. Früher oder später könnte sich aber auch die Schillingware wieder erfangen. Bis dahin scheint aber noch viel Zeit - in den nächsten Jahren kann man daher sicher recht günstig einkaufen.
Wie schon erwähnt: Briefmarkensammeln ist eigentlich Generationensache und keinesfalls Spekulation - ob sich die Sammlung dereinst auch in Sachen Wert gut entwickeln wird, kann Ihnen sowieso wohl niemand seriös sagen.
Gelistet werden hier Ebay-Auktionen aus den Jahren 2020 und 2021 mit einem erreichten Verkaufspreis ab (zumeist) mindestens 50 Euro.
Die Klassiker dieser Zeit: Der WIPA-Block aus 1933 sowie die Dollfuß-Marke aus 1936.
Auch einige Briefmarken, die kurz nach dem 2. Weltkrieg ausgegeben wurden, haben noch heute oft feine Preise zu bieten. Ab Mitte der 1950er-Jahre verfallen dann aber die Preise ziemlich deutlich - und Briefmarken wurden zur Massenware, die man heute sehr günstig nachkaufen kann. Insbesondere der Umstieg auf Eurowährung (alte, ungestempelte Schillingmarken waren dann nicht mehr zum Frankieren zugelassen) ließ so manche Nachkriegssammlung massiv an Wert verlieren.
Und doch gibt es auch bei den "Nachkriegsmarken" ein paar besonders feine Schmankerln: So zuerst einmal die 4 Renner-Bögen (ANK 780A-783A, die 500-800 Euro kosten oder die (nicht ausgegebenen) Marken "Blitz" und "Totenmaske", welche teilweise auch über 1.000 Euro gehandelt werden. Auch noch interessant die Marke "Europäischer Gemeindetag" aus 1974 (ANK 1473), die ob der Absage des Events 1974 wieder von Postämtern zurückgezogen wurde. Nicht verwechseln mit der fast identen Marke aus 1975 (ANK 1503), die mit über 3 Mio. Stück Auflage Massenware ist!
Briefmarken in Eurowährung aus Österreich könnten ob der geringen Auflagen früher oder später einmal Wertsteigerungen lukrieren bzw. sind schon jetzt ganz gut gefragt. Auch hier gab es 2005 wieder eine (aus politischen Gründen) nicht ausgegebene Marke (Dalai Lama), die leider nur ein paar wohl Privilegierte abstauben konnten und damit nun fette Erlöse erzielen können...
Bei normalen Marken aus der jüngeren Zeit sind wirkliche Wertsteigerungen aber wohl erst frühestens (wenn überhaupt) in der Enkelgeneration zu erwarten!;-)
Eine große Ausnahme gab es 2019, als die Post auf die (ausgezeichnete) Idee einer "Crypto-Stamp" kam: Diese war umgehend ausverkauft und konnte Fans in der ganzen Welt anlocken. Insebsondere die rote Ausgabe (1.500 Stück Auflage) war extrem gut gefragt und erzielte anfangs Preise von über 1.000 Euro. Auch die gelbe Variante (die Farbe ist mittels aufgedruckter Nummer zu erkennen - nicht mit freiem Auge!) kostete über 100 Euro.
Sind die auf den Crypto-Stamps aufgedruckten Nummern 5-stellig, liegen die Preise (zumindest bei den teuren Farben wie Rot oder Gelb) etwas höher, für eine vierstellige rote Crypto-Stamp wurde 2019 sogar schon über 4.600 Euro bezahlt.
Nach dem großen Boom 2019 beruhigten sich die Preise der Crypto-Stamps aber deutlich, was auch hier sichtbar ist:
2020 wurde dann die Crypto-stamp 2.0 ausgegeben, 4 Motive (Doge, Honigdachs, Panda und Lama) hatten jeweils eine Auflage von 60.000 Stück, wovon jeweils 600 Stück im Internet rot hinterlegt sind, 4.000 Stück in Gelb, 8.000 in Blau, 16.000 in Grün und 31.400 in Schwarz.
Auch hier lagen die Preise kurz nach Ausgabe (Ende Juni 2020) für die rote Crypto-Stamp hoch: 450 bis 600 Euro wurden zumeist dafür bezahlt. Auch die gelbe Variante konnte mit 30 bis 100 Euro sehr nette Preise erzielen. Später im Jahr 2020 gab man es dann schon etwas günstiger, rund 200 bis 300 Euro wurden für die roten Ausgaben bezahlt.
Im Juli wurde dann auch eine "Crypto stamp 2.0 Goldenes Einhorn" ausgegeben (und auch verlost) - mit einer Auflage von 999 Stück und einem eingearbeiteten 1-Gramm-Goldbarren der Münze Österreich wurde natürlich auch diese zum begehrten und teurem Stück (Nominale: 50.000 Cent, also 500 Euro!) - kurz nach Ausgabe wurden diese Raritäten um rund 1.000 Euro (900-1.300 Euro) gehandelt. Im weiteren Verlauf des Jahres 2020 waren die "Goldenen" mit 700 bis knapp über 1.000 Euro schon etwas billiger, die höheren Preise werden bei Auktionen mit 5-stelligem Code erreicht.
Neben der hinterlegten Farbe ist vielen Sammlern nämlich auch dieser (auf der Stamp zu lesende) Code sehr wichtig: Ist dieser nur 5-stellig oder gar nur 4-stellig, erzielen diese Crypto-Stamps auch außerhalb der Farbe Rot oft ziemlich hohe Preise. So erzielte 2020 ein vierstelliger und schwarzer Honigdachs immerhin 374 Euro!
Zur nachträglichen Freimachung von unfrankierten oder zu gering freigemachten Poststücken wurden in Österreich früher auch sogenannte Portomarken eingesetzt. Auch hier erzielen einige Stücke äußerst interessante Preise.
Angaben ohne Gewähr - bei offensichtlichen Fehlern bitten wir um Mitteilung!
ANK = Fortlaufende Nummer(n) im Austria Netto Katalog - Standardkatalog, Angaben ohne Gewähr
Auch wenn selbst für Fälschungen von Briefmarken heute schon hohe Preise gezahlt werden: Kaufen Sie keinesfalls teure Briefmarken ohne seriöses Attest bzw. sehen Sie sich vorher genau an, ob es sich um einen soliden Verkäufer handelt. Gerade in der teuren Liga gibt es ohnehin schon für jedes Exemplar wohl unzählige Expertisen.
Selbst auf Ebay legen professionelle Händler bei niedrigen Preisen schon ab und an Expertisen von Fachleuten bei - bei wesentlich höheren Preisen sollte man sich erstens selbst ein wenig mit dem Fachgebiet beschäftigt haben und zweitens wirkliche Philatelisten beratend beiziehen. Ansonsten sind nämlich (besonders im Internet) Flops vorprogrammiert.
Wirklich teure Briefmarken sollte man demnach eher im vertrauenswürdigem Fachhandel, bei Briefmarkenvereinstreffen, Briefmarkenausstellungen oder Briefmarkenauktionen erwerben - scheinbare Schnäppchen können sonst teuer kommen... Hier finden Sie noch einige Tipps und Infos bezüglich: Briefmarken kaufen und verkaufen.
Zum Einlesen in die Welt der Briefmarken empfehlen wir die Lektüre der Rubrik Briefmarken sammeln sowie den Kauf eines Austria-Netto-Kataloges für Briefmarken
Geldmarie-Linktipps: